Eine Abschalteinrichtung ist nach Definition des Kraftfahrtbundesamts (KBA) ein Konstruktionsteil, das anhand der Ermittlung von Parametern zur Veränderung der Funktion des Emissionskontrollsystems die Wirksamkeit dieses Systems verringert. Einfacher gesagt schaltet eine Abschalteinrichtung die Abgasreinigung ab. Wie der EuGH am 17.12.2020 entschieden hatte, ist der Einsatz von Abschalteinrichtungen nach EU-Recht verboten. Die Antwort auf die Frage, wann eine Abschalteinrichtung illegal ist, lautet: immer, wenn sie dazu genutzt wird, die Abgasreinigung auf dem Prüfstand zu optimieren.
Wie viele verschiedene Formen von Abschalteinrichtungen genau verbaut wurden, ist bis heute unklar. Im Folgenden werden die gängigsten bekannten Abschalteinrichtungen aus dem Abgasskandal/ Dieselskandal vorgestellt.
Lenkwinkelerkennung
Bereits 2017 erfolgte vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) die Einstufung der Lenkwinkelerkennung als illegale Abschalteinrichtung. Hiervon betroffen sind knapp 25.000 Dieselfahrzeuge von VW und Audi. Finden nur geringe Lenkbewegungen, wie es auf dem Prüfstand der Fall ist, statt, werden die Abgas vorschriftsgemäß gereinigt und das Fahrzeug erhält die Zulassung. Finden jedoch später im normalen Straßenverkehr stärkere Lenkbewegungen statt, wird die Abgasreinigung heruntergefahren.
Fahrkurvenerkennung
Von der Lenkwinkelerkennung zu unterscheiden ist die Fahrkurvenerkennung, die in PKW der Volkswagen-Group vorkommt, ist eine Zykluserkennung, mittels derer erkannt werden kann, ob sich das Auto gerade auf dem Prüfstand befindet. Die oben genannten festgelegten Parameter zur Veränderung der Funktion sind dabei Geschwindigkeit, Beschleunigung und Zeit. Befindet sich das Fahrzeug auf dem Prüfstand, wird es weniger stark bewegt als im normalen Straßenbetrieb. Ob sich ein Auto also gerade auf dem Prüfstand befindet, erkennt die Fahrkurvenerkennung. Das hat zur Folge, dass die Abgasreinigung dann ordnungsgemäß durchgeführt wird. Im normalen Straßengebrauch jedoch setzt das Kfz dann unzulässigerweise deutlich mehr Schadstoffe frei. Somit zählt die Fahrkurvenerkennung zu illegalen Abschalteinrichtungen.
Thermofenster
Ein Thermofenster, das in den meisten Dieseln verbaut wurde, ist ein Fenster mit Isolierglas, mittels dessen die Abgasreinigung temperaturabhängig heruntergefahren werden kann. Eigentlich soll das Thermofenster dazu dienen, den Motor bei extremen Temperaturen zu schützen. Im Zusammenhang mit dem Abgasskandal ist das Thermofenster allerdings derart eingestellt, dass die Abgasreinigung bei einer Außentemperatur unter 17 Grad und über 33 Grad mindestens teilweise abgeschaltet wird. Im vergangenen Jahr lag die Durchschnittstemperatur nur an drei Monaten über dieser Grenze, sodass die Annahme getroffen werden kann, dass in drei Vierteln der Zeit die Abgasreinigung nicht ordnungsgemäß funktioniert. Somit steht spätestens seit dem EuGH-Urteil vom 14.07.2022 fest, dass Thermofenster illegale Abschalteinrichtungen sind.
Was tun bei illegalen Abschalteinrichtungen?
Neben diesen illegalen Abschalteinrichtungen existieren noch viele weitere. Doch was können Verbraucher tun, in deren Autos eine solche illegale Abschalteinrichtung eingebaut wurde? Wie generell in Abgasskandal-/ Dieselskandal-Fällen stehen betroffenen Verbrauchern grundsätzlich zwei Optionen offen: Einerseits kann das Fahrzeug gegen Rückzahlung des Kaufpreises zurückgegeben werden. Hierbei wird vom ursprünglichen Kaufpreis eine Nutzungsentschädigung abgezogen. Als zweite Möglichkeit kann ein pauschaler Schadensersatz, der sich meist auf ca. 20 Prozent des Kaufpreises beläuft.
Ob sich auch in Ihrem Auto eine illegale Abschalteinrichtung „eingeschlichen“ hat und Ihnen daraus etwaige Schadensersatzansprüche zustehen, prüft die GFV gerne kostenlos und unverbindlich. Melden Sie sich telefonisch oder per Kontaktformular.